Geschichte der Post in Aschaffenburg

Die Anfänge der Post

Die Notwendigkeit von Post- und Nachrichtenverbindungen bestand im Mittelalter genauso wie heute. Infolgedessen richteten Fürsten, Reichsstädte, Stände und Klöster eigene Botenläufe ein. So gab es unter anderem Klosterboten, Universitätsboten, herrschaftliche Boten, städtische und ständische Landboten. Die Botenläufe größerer Städte, insbesondere von Handelszentren, gewannen naturgemäß bald übergeordnete Bedeutung. In Bayern waren Nürnberg und München führend. In Regensburg sind für die Zeit von 1398 bis 1498 die Rechnungen der städtischen Botenläufe erhalten geblieben. Daraus geht hervor, dass die Regensburger Boten bis Breslau, Köln, Lüttich, Basel und Graz kamen. Diese Botenrechnungen weisen weiterhin aus, dass im 15. Jahrhundert bereits ein direkter Botenlauf von Regensburg nach Aschaffenburg bestand. Leider ist unbekannt, welcher Verlauf dieser im Einzelnen nahm.

 

Die kaiserliche Reichspost

Kaiser Maximilian I. richtete als Erster regelmäßige Postkurse ein. 1615 wurde den Reichsfreiherren von Taxis das Generalpostmeisteramt übertragen. Von da an bestand die kaiserliche Reichspost bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 und weiter als fürstlich Thurn und Taxis'sche Post bis 1867. In Aschaffenburg war die Sache jedoch wesentlich komplizierter. Als Fürst-Primas hatte Dalberg mit dem Fürsten von Thurn und Taxis einen Lehenpostvertrag am 7.12.1806 abgeschlossen. Aus dem Vizedomamt in Aschaffenburg und anderen Ämtern sowie einigen würzburgischen Gebieten war vorher das Fürstentum Aschaffenburg gebildet worden. Im Jahre 1808 hatte das Königreich Bayern die Einrichtung der von dem Hause Thurn und Taxis betriebenen kaiserlichen Reichspost auf den bayerischen Staat übernommen. Aschaffenburg war bis 1810 fürstlich Thurn und Taxis'sche Lehenspost-Station in den primatischen Landen. Bis zum 30.9.1813 war Aschaffenburg dann fürstlich Thurn und Taxis'sche Lehenspost-Station im Großherzogtum Frankfurt. Am 3. Juni 1814 wurde durch den Vertrag zwischen Österreich und Bayern das Fürstentum Aschaffenburg als Entschädigung für die verlorenen Gebiete Tirol und Vorarlberg an Bayern gegeben. Am 26. Juni 1814 wurden Postämter in Aschaffenburg vom Königreich Bayern übernommen. Das Postamt Aschaffenburg wurde am 15.8.1814 dem Oberpostamt Würzburg untergeordnet.

 

Die Postkurse Aschaffenburgs

Eine bayerische Verkehrskarte aus dem Jahre 1561 zeigt bereits einen Postkurs von Frankfurt über Aschaffenburg nach Würzburg durch den Spessart. Auf einer Augsburger Karte aus dem Jahre 1629 finden wir Aschaffenburg als Station der Kurse Prag - Frankfurt und Augsburg - Frankfurt. Auf einer Karte aus Rothenburg ob der Tauber von 1641 ist die Straße Aschaffenburg - Würzburg über Bessenbach - Esselbach angedeutet. Für die Zeit ab 1561 weist die schon genannte bayerische Verkehrskarte eine Reitpostverbindung von Aschaffenburg nach Frankfurt, eine weitere über Seligenstadt - Offenbach nach Frankfurt aus und bereits eine Reitpost durch den Spessart nach Würzburg, schließlich auch den Reitpostkurs Aschaffenburg - Miltenberg.

Anfang des 17. Jahrhunderts trafen an Samstagen vormittags ein Bote aus Erbach in Aschaffenburg ein, der Post für Frankfurt brachte und samstags wie dienstags am Abend ein Postreiter mit den Briefen aus dem Odenwald und Untermaingebiet, der hier übernachtete und dann mit der für diese Bezirke bestimmten Post zurückritt. Nachts waren die Tore Aschaffenburgs auch für die Postreiter geschlossen. Der Pförtner ließ aus einem Fenster des Torturmes an einem Strick einen Korb hinab. Darinnen lagen die von Aschaffenburg ausgehenden Briefe und der Postreiter legte seinerseits die für Aschaffenburg bestimmten Briefschaften in den Korb, welche dann der Pförtner frühmorgens auf das Postamt trug.

1714 gab es zwischen Frankfurt und Würzburg über Hanau - Dettingen - Aschaffenburg - Oberbessenbach - Rohrbrunn - Esselbach - Remlingen außer der reitenden Post auch eine fahrende Post. Nach Miltenberg wird Mitte des 18. Jahrhunderts die reitende Post als Fahrpost ausgebaut. 1808 sind von Aschaffenburg nach Gelnhausen und nach Darmstadt extra Posten dazugekommen. Ab 1.8.1843 verkehrte auch ein täglicher Eilpostwagen zwischen Würzburg und Aschaffenburg über Roßbrunn - Wertheim - Miltenberg - Obernburg. Ab 1.8.1852 musste für die Spessartstrecke Aschaffenburg - Würzburg sogar eine zweite Eilwagenfahrt eingerichtet werden. Die alten Postkurse gingen auf der Strecke Frankfurt - Würzburg nach Eröffnung der Eisenbahn 1854 ein. In der Folgezeit wurden weitere Posten in viele neue Richtungen eingerichtet. Am 30. April 1920 fand jedoch die letzte Fahrt mit dem Pferdeomnibus von Aschaffenburg nach Hessenthal - Rohrbrunn statt. Das Zeitalter der Postmotorisierung hatte bei uns begonnen.

 

Aschaffenburger Posthäuser

Es ist bekannt, dass sich 1769 das Postgebäude an der Ecke Dalbergstraße/Freihofsplatz (heute unbebaut) befand. Von 1817 bis 1854 war die Post im Gebäude des ehemaligen Vicedomamtes in der Webergasse. 1854, mit der Eröffnung der Eisenbahn, brachte man das Postamt im östlichen Teil des neuen Bahnhofhauptgebäudes unter. Am 1. Juli 1878 wird eine Postablage in der Stadt errichtet und zwar in den Erdgeschossräumen des damaligen Rathauses in der Dalbergstraße. Diese Stadtpost wird 1880 in das Haus Landingstraße 16 verlegt. 1893 verlegte man die Stadtpost wieder, und zwar in das Eckhaus Marktplatz/Steingasse. Am 1.8.1896 musste das Hauptpostamt, dessen bisherige Räume im Bahnhofsgebäude nicht mehr genügten, in das umgebaute Transitgebäude westlich des Bahnhofes umziehen. Bald waren auch dessen Räumlichkeiten zu klein. 1907 wurde die Genehmigung zum Bau eines Postgebäudes an der Elisenstraße erreicht, das am 6. November 1911 dem Publikumsverkehr freigegeben werden konnte. Am 1.2.1924 wurde infolge des Verkehrsrückganges nach dem Ersten Weltkrieg die Stadtpost aufgehoben, jedoch am 10. Juli 1929 im Schulhaus Schönborner Hof wieder eröffnet.

 

Die ersten Poststempel Aschaffenburgs

Poststempel gibt es in Deutschland etwa seit 1730. Der erste Aschaffenburger Poststempel ist etwa 1780 zum Einsatz gekommen. Es ist ein Einzeiler mit dem Schriftzug "D'ASCHAFFENBOURG".

Die nächsten Poststempel von Aschaffenburg sind sogenannte Rayonstempel. Das Vordringen Frankreichs nach dem Frieden von Luneville veranlasste die Fürsten von Thurn und Taxis am 14.12.1801 zum Abschluss eines Postvertrages mit Frankreich, bei dem aus Tarifgründen des ganze rechtsrheinische Gebiet der Reichspost in vier Rayone aufgeteilte wurde. Der dem Rhein zunächst gelegenen Rayon bekam die Nummer 1. Aschaffenburg lag im zweiten Rayon.

Es gibt bis etwa 1820 einen einzeiligen Stempel „R 2 Aschaffenburg“, später einen zweizeiligen mit Tag, Monat und Jahr hinter dem Ortsnamen. Nach Beendigung des französischen Einflusses wurden die Rayonstempel häufig mit ausgebrochener Rayonbezeichnung weiterverwendet, auch in Aschaffenburg. Es folgten als typische Stempel der bayerischen Post zweistellige Langstempel, jedoch von vorneherein ohne Rayonangabe. Anfang 1830 tauchen die sogenannten „Fingerhutstempel“ auf, kleine, zierliche Kreisstempel, von Aschaffenburg in roter Farbe bekannt. Sie werden abgelöst durch große einzeilige Ortsstempel, ohne irgendwelchen Zusatz. „Aschaffenburg“ ist in schwarzer, blauer, grüner und roter Farbe bekannt. Etwa ab 1833 bis 1869 gibt es dann in Aschaffenburg die für die alte bayerische Post charakteristischen, markanten Halbkreisstempel, in einer ganzen Anzahl Typen. Ohne und mit Uhrzeit in verschiedenen Größen, in schwarzer, blauer und grüner Farbe.

Die ersten Briefmarken Bayerns wurden am 1. November 1849 ausgegeben. Sie wurden zunächst mit den alten vorphilatelistischen Ortsstempeln entwertet und dann ab 1.8.1850 mit en sogenannten „Mühlradstempeln“, wobei Aschaffenburg zunächst die Stempelnummer 14 erhielt. Als Nebenstempel (Ortsstempel) wurde der Halbkreisstempel mit auf den Brief abgeschlagen. Die Mühlradstempel wurden zwischen dem 21.11.1856 und 30.11.1856 umgetauscht. Aschaffenburg erhielt die Stempelnummer 22. Dieser ebenfalls "geschlossene" Mühlradstempel war jedoch nur bis 31.12.1856 in Benutzung. Ab 1.1.1857 war dann der "offene" Mühlradstempel Nr. 22 eingesetzt worden.

Am 1.3.1869 sind die Mühlradstempel dann eingezogen worden. Von da ab erfolgte die Entwertung der Briefmarken ausschließlich mit Ortsstempeln. Von 1865 bis 1872 tauchen in Aschaffenburg zunächst neben den Halbkreisstempeln nochmals zweizeilige Langstempel auf, mit Tag, Monat, Jahr und Uhrzeit, ähnlich den alten Rayonstempeln. Kreisstempel in moderner Form sind in Aschaffenburg ab 1870 bekannt. Diese finden sich in einer großen Zahl von Typen, in blauer und schwarzer Farbe, mit und ohne Jahreszahl.

Am 5. August 1912 gab es in Aschaffenburg den ersten Sonderstempel zum „30. Mittelrheinischen Kreisturnfest“. Es folgte dann in den nächsten Jahren eine Vielzahl von Sonder- und Werbestempeln. Eine interessante Variante sind die „Gebühr bezahlt“-Stempel aus der Inflationszeit und nach dem Kriegsende 1945. Die Gründe für den Einsatz der Stempel waren beides Mal gleich: Mangel an Briefmarken, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen.

Die Poststempel von Aschaffenburg sind heute so umfangreich und vielgestaltig, dass es den Rahmen dieser Dokumentation sprengen würde, alle aufzuzählen. Es sollte als zukünftige Aufgabe nicht versäumt werden, genaue Details festzuhalten und Unbekanntes auf diesem Gebiet zu erforschen.

Veit Gentil (aus: Festschrift 1977)